Wer hätte sich vor drei Wochen vorgestellt, dass wir bereits ab Ende Juli wieder auf Kreuzfahrt gehen können? Ich zumindest nicht. Nach einer über vier monatigen Betriebspause bei TUI Cruises Stand der 24. Juli 2020 ganz im Zeichen des Neustarts. Dann hiess es nämlich für die Mein Schiff 2 und über 1.200 Passagiere an Bord: Leinen Los für die erste Kreuzfahrt nach COVID-19.

Die letzten Monate waren für die Kreuzfahrtbranche sehr turbulent. Ich weiss noch, als ich anfangs Februar an Bord der MSC Bellissima ging und Corona nur so ein Begriff war. Gesundheitsfragebogen musste man dennoch ausfüllen. Vier Wochen später fing sich dann der Virus in Europa an zu verbreiten und als dann erste Meldungen von Kreuzfahrtschiffen kamen, ging es relativ schnell und die komplette Kreuzfahrtbranche stand still. Bis heute liegen alle Kreuzfahrtschiffe weltweit still. Sei das in einem Warm- oder Cold-Lay-Up. Auch TUI Cruises war von dieser Stilllegung betroffen und freute sich natürlich umso mehr, vor ca. zwei Wochen bekanntgeben zu dürfen, dass Kurzreisen, sogenannte Blaue Reisen, ab dem 24. Juli 2020 durchgeführt werden. Es wurde nämlich schon lange darüber spekuliert, dass wenn Kreuzfahrten wieder an den Start gehen würden, das im ersten Schritt mit reinen Seetagen passiert.

Und dann war es soweit, der 24. Juli 2020 stand vor den Türen und es ging los mit der Mein Schiff 2 auf die erste Blaue Reise mit einer Auslastung von nur 40%. Den Fragen «wie muss man sich das genau vorstellen?», «muss man denn immer Maske tragen?» oder «hat man wirklich das Kreuzfahrtfeeling bei solch einer Reise?» gehe ich in diesem Beitrag näher ein.

Die neuen Massnahmen

Check-In im Hafen von Hamburg (Steinwerder)

Vorweg: einfach so ins Terminal reinlaufen und dann mal einen Check-In Schalter beziehen, das gehört der Vergangenheit an. TUI Cruises wie auch die verschiedenen Behörden verfolgen an Land wie auch an Bord strenge Hygiene- und Gesundheitsmassnahmen. So gibt es neu für jeden Gast ein Check-In Zeitfenster, welches beim Online Check-In ausgewählt werden kann. Ich hatte mein Zeitfenster um 16.00 Uhr, eigentliches Check-In fing um 15.00 Uhr an. 

Und an dieser Stelle appelliere ich an jeden zukünftigen Kreuzfahrtgast: findet euch zum ausgewählten Zeitfenster beim Hafenterminal ein. Einen früheren Einlass ist aufgrund gesetzlicher Vorschriften nicht möglich. 

Ganz im Zeichen von COVID-19 hatte jeder Gast 1,5 Meter Abstand zum jeweilig anderen Gast. Die Maskenpflicht gilt auch ausserhalb des Terminals. Hat man dann einmal den Counter vor Eingang erreicht, muss man kurz die Reiseunterlagen zeigen und weiter geht’s. Maske auf, Hände desinfizieren, Körpertemperatur Screening, Gesundheitsfragebogen abgeben und dann ab an einen Schalter, wo dann das eigentliche Check-In losging. Kurz ein Foto für die Cruise Card und dann ab durch die Sicherheitskontrolle. Bis auf die neuen Massnahmen in Bezug auf Social Distancing, Körpertemperaturmessung oder Gesundheitsfragebogen wirkt alles sehr entspannt und wie immer – Hände desinfizieren war ja auch schon vor Corona bei Kreuzfahrten gang und gäbe.

An Bord: das sind die Neuerungen

Maskenpflicht, Social Distancing, Reinigung oder keine Selbstbedienung mehr im Buffetrestaurant kursierten in den letzten Wochen immer wieder in der Presse. Ist es wirklich so schlimm, wie geschrieben wird? Dieser Frage bin ich nachgegangen und kläre hier auf.

Maskenpflicht auf Kreuzfahrtschiffe

Die Top Frage auf allen Foren oder in der Presse: gibt es eine Maskenpflicht?

Generell ja. TUI Cruises weist eindeutig darauf hin, dass ein Mund-Nasen-Schutz in den Bereichen getragen werden muss, in denen Social Distancing nicht mehr umgesetzt werden kann. Das kann zum Beispiel der Kabinengang sein, im Aufzug, bei der Ein- oder Ausschiffung oder auch bei Warteschlangen vor dem Theater oder Restaurants. In der Praxis ging das aber ganz flott, die Passagiere trugen grundsätzlich immer die Maske und wenn man sich dann einen gemütlichen Platz ausgesucht hat (im Restaurant, Bar oder Pooldeck) durfte man sie dann wieder ausziehen. Im Grunde funktioniert die Maskenpflicht an Bord ähnlich wie in unserem alltäglichen Leben.

Es wird empfohlen seine eigenen Masken mitzunehmen. Sollte dies nicht möglich sein, dann stehen genügend Masken auf den Kabinen zur Verfügung. Für den Check-In braucht man jedoch bereits einen Mund-Nasen-Schutz, weshalb mindestens eine mitgenommen werden muss.

Seenotrettungsübung auf der Mein Schiff 2

Eine Neuerung, die aus meiner Sicht echt beibehalten werden kann: die neue Seenotrettungsübung. Sobald man eingecheckt hat und an Bord ist, muss man bis zu einer gewissen Zeit, die Seenotrettungsübung besucht haben. Neu findet dies im kleineren Rahmen statt (max. 10 Personen), dafür mehrmals pro Stunde. Zum Beispiel habe ich die Übung mit weiteren 8 Personen besucht, natürlich mit 1,5 Meter Abstand und Maske, und innert zehn Minuten wurde uns aufgezeigt, was in einem Notfall zu unternehmen ist, wo unsere Muster Station ist und wie man eine Weste anzieht. That’s it und danach durften wir uns wieder einer schöneren Aktivität widmen: den Urlaub geniessen.

Buffetrestaurant ohne Selbstbedienung

Eine Neuerung an Bord der Mein Schiff Flotte sind die Buffets ohne Selbstbedienung. Neu sind die verschiedenen Inseln oder Stationen abgetrennt und Crew Mitglieder (selbstverständlich mit Visier oder Mund-Nasen-Schutz) schöpfen die Speisen. Anschliessend kommt eine Box auf den Teller, dies zum Schutz. Das Besteck und die Serviette werden neu in verschlossenen Verpackungen serviert. Das Besteck wird vorher gründlich gereinigt und dann steril verpackt.

Der eigentliche Sinn des Buffetrestaurants ist, seine Speisen nach Belieben zusammenzustellen. Leider geht dieses Feeling im Buffet verloren. Das Konzept an sich funktioniert aber einwandfrei. 

QR Code für Bestellung der Speisen und Getränke

Um das ganze Erlebnis an Bord möglichst angenehm zu gestalten, hat sich TUI Cruises für ein Contactless Konzept entschieden. Anders ausgedrückt: die Speisen und Getränke können neu über spezielle QR Codes aufgerufen werden. Dafür braucht man ein Smartphone, welches QR Codes lesen kann plus muss man sich mit dem Bord WIFI verbinden, welches kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Wer diese Anforderungen nicht erfüllt, kann dennoch die klassische Menu Karte verlangen und die Gerichte und Getränke so bestellen.

Täglicher Körpertemperatur Check auf der Mein Schiff 2

Ein wichtiger Punkt, wenn man eine Reise mit TUI Cruises unternimmt, ist der tägliche Körpertemperatur Check an Bord. Jeden Morgen wenn man frühstücken geht, sei das im Buffet oder in einem bedienten Restaurant, wird die jeweilige Körpertemperatur des jeweiligen Passagiers getestet. Dies geschieht per Wärmebildkamera und wird anschliessend von einem Crew Mitglied registriert. Sollte ein Passagier die Körpertemperatur nicht gemessen haben, wird dieser gebeten dies nachzuholen.

Desinfektionsmittel an Bord

Die Vorbereitungen für die neuen Reisen mit der Mein Schiff 2 waren sehr intensiv und aufwändig. Das merkt man auch: überall, in jedem Treppenhaus, vor jedem Restaurant, vor dem Spa oder vor jeder Lounge befindet sich ein Desinfektionsspender. Hände desinfizieren gehört in unserem alltäglichen Leben mittlerweile dazu und auch an Bord wird dem viel Wert geschenkt. Crew Mitglieder weisen die Gäste aufs Händedesinfizieren hin. Auch werden Tische und Stühle (Oberflächen im Allgemeinen) nach dem benutzen gründlich gereinigt und desinfiziert. 

Reinigung à la TUI Cruises

An Bord der Mein Schiff 2 habe ich mich in Punkto Reinigung sehr wohl und sicher gefühlt. Wie oben geschrieben wurde überall immer gründlich gereinigt und desinfiziert. Auch Oberflächen wie Tische und Stühle wurden nach dem Verlassen oder Benutzen von Crew Mitglieder entsprechend geputzt. Positives Erlebnis:nach dem die Lumas Bar geschlossen hatte, kamen vier Crew Mitglieder mit Masken und Ganzkörperanzügen und haben die Lounge (Stühle, Sessel, Oberflächen und Teppichboden) desinfiziert und gereinigt. Das wirkte auf mich positiv und zeigte, dass TUI Cruises seinen Pflichten nachgeht und das ganze Thema ernst nimmt. 

Nutzung der Aufzüge

«Wo Social Distancing nicht eingehalten werden kann, muss ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden.», dies empfiehlt TUI Cruises und wurde von allen Gästen während der ganzen Reise gut angenommen. Auch bei Nutzung der Aufzüge hielt man sich an die neuen Vorschriften: max. vier Personen pro Aufzug inklusive tragen einer Maske. Da das Schiff sowieso nur zu ca. 40% ausgelastet war, kam es nie zu grossen Menschenansammlungen. So wurde und konnte auch die neue Vorschrift im Aufzug perfekt umgesetzt werden.

Liegestühle am Pooldeck der Mein Schiff 2

Bleiben wir doch kurz beim Thema Social Distancing: auch am Pooldeck wurden die Liegen entsprechend neu platziert. So sind zwischen jeder Liege mindestens zwei Meter Abstand, auf unserer Reise sogar etwas mehr. Aufgrund der Wetterverhältnisse und der sehr tiefen Auslastung, wurden aber die Sonnenliegen kaum genutzt. Das schafft zum einen Raum, zum anderen aber auch wieder ein gewisses Premium-Feeling an Bord.

Wie habe ich die erste Blaue Reise mit TUI Cruises erlebt?

Entspannt! Ich war selbstverständlich eher skeptisch eingestellt gewesen, da ich selber nicht wusste, was auf mich / uns zukam. Doch nach dieser ersten Kreuzfahrt mit den neuen Hygiene- und Gesundheitsmassnahmen kann ich mir eine Kreuzfahrt to Nowhere erneut vorstellen. Die Passagiere waren stets freundlich, gut gelaunt, tolerant und entspannt. Ich hatte an Bord gute Gespräche mit Passagieren und das Feedback war durchs Band positiv. Die neuen Massnahmen klingen auf den ersten Blick kompliziert oder mühsam, doch in der Praxis funktionierte alles einwandfrei und recht angenehm. Die Körpertemperaturmessung dauerte zum Beispiel nur 20 Sekunden und die Maskenpflicht kam wirklich nur dann ins Spiel, wenn man sich bewegte oder in den Innenbereichen aufhielt. Am Pooldeck konnte man die Seetage ganz entspannt ohne Maske geniessen und in den Lounges oder im Restaurant durfte die Maske dann selbstverständlich abgezogen werden, wenn man sich dann einmal gesetzt hat.

Natürlich gab es hier und da Dinge, die noch nicht zu 100% einwandfrei liefen. So zum Beispiel beim Check-In. Aufgrund technischer Probleme und Überlastungen mit dem neuen Contactless Konzept dauerte die Einschiffung gut 1,5 Stunden für mich. Dies aber nicht nur wegen TUI Cruises, auch weil die Gäste nicht zum festgelegten Zeitfenster eintrafen, sondern deutlich früher. Deshalb ist es auch wichtig, dass man sich als Gast an das Zeitfenster hält, denn nur so können die Abläufe einwandfreier funktionieren. Und man erspart sich weniger Stress und Wartezeit.

Doch, die erste Blaue Reise von TUI Cruises war ein riesiger Erfolg und ich fühlte mich durchs Band wohl, sicher und gut aufgehoben. Und da ich nun weiss, dass Kreuzfahrten auch während Corona funktionierten, geht es nun an die Planung der nächsten Kreuzfahrten (evtl. Richtung Norwegen). 

Cheers,

Dario von cruiseExperience