Die Kreuzfahrtbranche erlebt zurzeit eine noch nie dagewesene Situation: Kreuzfahrtschiffe liegen seit knapp einem Jahr ohne Gäste auf, tausende Mitarbeiter an Land wie auch an Bord mussten aufgrund der COVID-19 Situation entlassen werden, Schiffe werden ausgeflottet, verkauft und teilweise verschrottet und den Rund 30 Millionen prognostizierten Gästen mussten Reisen abgesagt werden und folglich Milliardensummen rückerstattet werden. Diese Zeiten sind für die Branche aber auch die gesamte Lieferkette einschneidend.

Wiederaufnahme des Kreuzfahrtbetriebs wird von Monat zu Monat mehr erschwert.

Durch die Wiederaufnahme des Betriebes durch TUI Cruises, MSC Kreuzfahrten, Costa Kreuzfahrten, Hapag-Lloyd Cruises und zahlreiche Flussfahrtenanbieter leuchtete im Sommer 2020 ein winziger Hoffnungsschimmer auf. Dieser wurde aber rasch wieder gedämpft: durch Quarantänebestimmungen der Behörden und immer mehr Einschränkungen kam die Kreuzfahrtbranche im November resp. Dezember 2020 erneut zum Erliegen und lediglich zwei Kreuzfahrtschiffe waren in Europa in Betrieb – das entspricht rund 0,5 Prozent der globalen Flotte.

"Neues Jahr, neues Glück" hoffte man: auch im Januar werden nur vier Kreuzfahrtschiffe in ganz Europa unterwegs sein. Bei TUI Cruises sind das die Mein Schiff 1 und Mein Schiff 2, bei MSC Kreuzfahrten ab dem 24. Januar 2021 die MSC Grandiosa und bei Hapag-Lloyd Cruises die EUROPA 2. AIDA Cruises sagte bis zum 6. März 2021 komplett alles ab. Und auch bei MSC Kreuzfahrten und Costa Kreuzfahrten wurde der Neustart der Schiffe immer wieder korrigiert, da die italienischen Behörden noch kein grünes Licht erteilt haben. Bei Costa Kreuzfahrten ist der Neustart sogar erst am 13. März 2021 geplant. 

Das ganze hin und her gibt keine Planungssicherheit für alle Beteiligten und ist größtenteils abhängig von Regierungen und Behörden. Die Reedereien sahen sich gezwungen, Reiseabsagen zu erteilen, da in Deutschland, Österreich und der Schweiz (ein wichtiger Markt für alle oben genannten Reedereien) viele Länder auf der Risikoliste sind und somit Reiserückkehrer in Quarantäne müssen oder es bestehen widersprüchliche Einreise- resp. Quarantänebestimmungen. In Italien ein ähnliches Szenario, wobei dort die Regionen in verschiedene Farbkategorien fallen und je nach Farbe (also beispielsweise rot) mit erheblichen Einschränkungen gerechnet werden muss. Das erschwert den Reedereien die Arbeit vor Ort zusätzlich. 

Daher, so finde ich, sollten die Regierungen in Europa die Einreise- und Quarantänebestimmungen für Kreuzfahrtgäste überdenken und entsprechende Anpassungen vornehmen. Hier meine persönlichen Gründe, wieso dies geschehen muss:

• alle Kreuzfahrtreedereien haben ein akribisch geprüftes und funktionierendes Hygiene- und Schutzkonzept an Bord ihrer Schiffe eingeführt. Alle Gäste und Crew Mitglieder unterlaufen einem umfangreichen Gesundheitscheck vor Einschiffung. An Bord müssen sich dann alle Gäste und Crew Mitglieder an die Maßnahmen halten, Ausnahmen werden keine gemacht. Tanzt ein Gast aus der Reihe, wird dieser im nächsten Hafen ausgeschifft. Die aktuellen Hygiene- und Schutzkonzepte folgender Reedereien könnt ihr hier nachlesen:

  • Tui Cruises

  • Hapag Lloyd Cruises

  • MSC Kreuzfahrten

  • Costa Kreuzfahrten

  • AIDA Cruises

• Crew Mitglieder müssen vor Dienstantritt mehrere PCR Tests absolvieren, also im Herkunftsland vor Abflug, vor Quarantäne und vor Einschiffung. Zusätzlich absolvieren die Crew Mitglieder eine 14-tägige Quarantäne in einer von der Reederei vorgeschriebenen Einrichtung. Auch Gäste müssen vor Reiseantritt im Terminal einen Antigen-Test machen. Für Gäste aus Risikoländer gilt: Durchführung eines PCR Tests im Herkunftsland, welcher nicht älter als 72h vor Check-In sein darf. Logischerweise müssen alle Tests von Crew und Gäste negativ ausfallen, um an Bord zu gelangen.

• Die Reedereien schaffen während einer Reise eine sogenannte „Bubble“. Dies fängt bei TUI Cruises sogar bei der Anreise an: alle Gäste, welche die Destination nur per Flugzeug erreichen können, müssen mit Chartermaschinen (durch TUI Cruises organisiert) anreisen und sind bereits ab dem Zeitpunkt im Flugzeug in der Bubble. Dasselbe gilt auch auf dem Rückflug nach der Kreuzfahrt. Die An- und Abreisehäfen werden größtenteils für die Durchreise genutzt. In den Häfen, in denen Landausflüge möglich sind, dürfen Gäste nur durch einen von der Reederei organisierten Landausflug die Destination besuchen. Denn das Hygiene- und Schutzkonzept von Bord gilt auch an Land.

• Das Infektionsgeschehen nach dem Neustart im Juli 2020 ist sehr tief. Und bitte kommt jetzt nicht mit dem Fallbeispiel Diamond Princess in Japan, denn die Kreuzfahrtreedereien haben aus der Situation im März und April 2020 gelernt und zwischenzeitlich ihre Hausaufgaben mehr als erfüllt. Die aktuellen Zahlen der bereits durchgeführten Kreuzfahrten nach der Wiederaufnahme sind wie folgt:

  • TUI Cruises: über 50‘000 Gäste haben seit dem 24. Juli 2020 eine Kreuzfahrt mit der Wohlfühlflotte unternommen. Die Bilanz: keine bekannten Ansteckungen an Bord, lediglich Fehlmeldungen.

  • MSC Cruises: über 40‘000 Gäste wurden seit dem 16. August 2020 transportiert. Einzelne COVID-19 Fälle an Bord, die aber sofort den italienischen Behörden übergeben werden konnten und so die Kette mittels Contact Tracing an Bord unterbrochen werden konnte.

  • Paul Gauguin: ein COVID-19 Fall an Bord, wodurch alle Passagiere und Crew Mitglieder in Isolation mussten. Die Ansteckungskette konnte hier auch unterbrochen werden und die Gäste durften gestaffelt das Schiff verlassen.

  • Hurtigruten: an Bord der Roald Amundsen wurden im August 2020 36 Crew Mitglieder und 4 Gäste auf COVID-19 positiv getestet. Das Schiffe wurde anschliessend unter Quarantäne gesetzt und durch die norwegischen Behörden betreut. Dieser Fall ist eine Ausnahme und die Reederei hat die Mängel beim Vorgehen bestätigt. Der Neustart wurde auf Januar 2021 verschoben.

• alle operierende und zukünftig operierende Kreuzfahrtreedereien in Europa halten (oder werden) strenge Massnahmen ein, die durch die EU, Branchenverbände und Behörden geprüft und abgenommen wurden. Das gesamte Dokument, kann hier nachgelesen werden:

Liebe Regierungen, überdenkt Eure Strategien.

Man sieht also klar und deutlich, dass eine Kreuzfahrt in der aktuellen Zeit durch die Hygiene- und Schutzkonzepte sicher ist. Kreuzfahrten gelten als kontrollierbares System und macht es für die Reedereien auch einfacher, die Massnahmen, welche durch die EU erlassen wurden, einzuhalten. Auch hat der Neustart gezeigt, dass mittels Contact Tracing, Maskenpflicht, reduzierte Auslastung und Social Distancing das Infektionsgeschehen an Bord deutlich minimiert werden kann.

Aus diesem Grund empfehle ich den Regierungen und Behörden für die kommende Sommersaison die Quarantänebestimmungen für rückkehrende Kreuzfahrtgäste zu überdenken und anzupassen. Innerhalb der Reisebranche gibt es kein vergleichbares Hygiene- und Schutzkonzept wie auf Kreuzfahrtschiffen, welches die höchstmögliche Sicherheit in Bezug auf Gesundheit der Gäste und Mitarbeiter an Bord und an Land garantiert.

Denn wenn wir alle einen nachhaltigen Neustart der gesamten Wirtschaft wollen, dann bedingt es logische und kontrollierbare Konzepte und Bestimmungen. Dieser Wirrwarr um Einreise- und Quarantänebestimmungen ist keine nachhaltig längerfristige Strategie. Und gerade in einer globalisierten Welt, in der wir leben, kann ein Staat eine solche Strategie längerfristig sowieso nicht leisten. 

Wie steht ihr zu dieser ganzen Thematik? Lasst mir gerne einige Gedanken und Ideen in den Kommentaren. Ich freue mich von Euch zu hören,

Euer Dario